Digitalisierung im Tourismus: Hackathon prämierte innovative Lösungen

Stefan Fessler und Florian Bauer bei einem Kaffeebesucht ©privat
Stefan Fessler (l.) und Florian Bauer landeten mit „Geht dahi“ – einer 3D-visualisierten Animation von Wandertouren – auf dem 1. Platz. ©privat
Dominik Wörz, Sabrina Posch und Mario Tuta ©alpLytics
Das zweitplatzierte Team von alpLytics (v. l.): Dominik Wörz, Sabrina Posch und Mario Tuta ©alpLytics
Interreg Alpine Space Projekts DEAS statt. ©iStock/Adam Höglund / DEAS
DataTour – der Tourismus-Hackathon fand im Rahmen des EU-geförderten Interreg Alpine Space Projekts DEAS statt. ©iStock/Adam Höglund / DEAS

03.03.2022

Von visualisierten Wandertouren in 3D über eine Buchungs-App mit Nachhaltigkeitsfaktor bis hin zu personalisierten Angeboten: Beim Tourismus-Hackathon DataTour, zu dem der IT-Cluster der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria und die Oberösterreich Tourismus GmbH eingeladen hatten, entwickelten junge Kreative und Start-ups innovative digitale Lösungen für den Tourismus.

Nachhaltigkeit, klimaschonende Mobilität und individualisierte Services: Die Digitalisierung eröffnet dem Tourismus neue Potenziale. Dabei gilt es, Mobilität, Umwelt und Tourismus in Einklang zu bringen. Die Vernetzung von Daten und Services spielt hier eine entscheidende Rolle. Im Projekt DEAS – Data Economy Alps Strategy, von der EU im Förderprogramm Interreg Alpine Space gefördert, geht es genau darum. Der IT-Cluster der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria rief daher gemeinsam mit der Oberösterreich Tourismus GmbH zum Tourismus-Hackathon auf. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollten in nur drei Tagen zu folgenden Fragen Lösungen entwickeln:

  • Wie können Informationen und digitale Services eingesetzt werden, um Tourismus nachhaltiger zu machen?
  • Wie können die Erfordernisse der Bevölkerung in den Tourismusregionen besser berücksichtigt werden?
  • Wie schaffen wir es, durch Daten und digitale Tools Naturräume zu schützen, aber gleichzeitig den Zugang für Einheimische und Gäste zu erhalten?
  • Mit welchen digitalen Services und Ideen können wir Oberösterreich voranbringen?

Die zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmer arbeiteten in vier Teams zusammen. Sie konnten Daten aus TOURDATA, der oberösterreichischen Tourismusdatenbank, und Informationen aus anderen offenen Datenbanken nutzen. Aus den Pitches gingen schließlich folgende Projekte als Sieger hervor:


1. Platz: „Geht dahi“ – Die vermutlich schönste Vorbereitung aufs Wandern

Die beiden Wiener Florian Bauer und Stefan Fessler entwickelten eine dynamische 3D-visualisierte Animation von Wandertouren. „Unser Ziel war, Wanderer zu neuen Routen zu inspirieren und Neulingen Infos über Höhenunterschied und Schwierigkeitsgrad zu liefern. ‚Geht dahi‘ ist die vermutlich schönste Vorbereitung aufs Wandern und lädt die Welt zum Wandern in Oberösterreich ein“, sagen die beiden Entwickler. Nutzer sehen in der 3D-animierten Kartenansicht den genauen Verlauf der Route inklusive Höhenmeter und Schwierigkeitsgrad. Bilder und Videos über die Natur, das Panorama und den Ausblick sind eingebettet, ebenso die Navigation. Partner können Bilder von ihren Hotels oder Gasthäusern einbetten. Es ist auch möglich, dass die einer Unterkunft nächstgelegenen Routen mit einem Klick angezeigt werden. Regelmäßigen Usern kann man kostenpflichtige Zusatzfunktionen anbieten.

Begründung der Jury:

„Mit viel Herzblut wurde eine tolle Idee technisch realisiert. Der Prototyp wurde vollständig während des Hackathons konzipiert und umgesetzt. Die Umsetzung erfolgte durch innovative Frameworks mit Open GL im Browser, ansprechender Grafik und einem breiten technologischen Stack für die kurze Zeit. Der Code ist Open Source zur Verfügung gestellt, was den Grundgedanken des Hackathons widerspiegelt.“

 

Die 3.000 Euro für den 1. Platz beim Hackathon wurden von der Fachgruppe UBIT in der Wirtschaftskammer Oberösterreich zur Verfügung gestellt.

 

2. Platz: alpLytics – Interaktives Nachhaltigkeits-Dashboard

Sabrina Posch, Mario Tuta und Dominik Wörz sind das Team von alpLytics, einem Start-up aus Innsbruck in Gründung. Sie entwickelten ein Nachhaltigkeits-Dashboard, das einen aggregierten Nachhaltigkeitsindex sowie Nachhaltigkeitskennzahlen aus den Bereichen Wirtschaft, Gesellschaft, Soziales und Zufriedenheit zusammenfasst. „Das Dashboard bietet detaillierte Kennzahlen wie z. B. eine Tourismusintensität bzw. Auslastung pro Region, Gemeinde oder Ort. Die Regionen werden je nach Intensität auf der Karte unterschiedlich eingefärbt“, erklärt Dominik Wörz. Die Zahlen lassen sich auch als In-App-Lösung beispielsweise für Buchungsplattformen verwenden und ermöglichen damit das Steuern von Besucherströmen, eine bessere Auslastung von Zeiten mit schwacher Buchungslage und somit die Glättung der Saisonalität. Touristische Organisationen erhalten damit eine fundierte Datengrundlage für strategische Entscheidungen.
www.alplytics.at

Begründung der Jury:

„Das ist ein klarer und sehr nützlicher Use Case. Es wird das Problem der Auslastung und Besucherlenkung gut adressiert. Ein Problem sehen wir in der Verfügbarkeit geeigneter aktueller Buchungsdaten. Die Pitch-Präsentation war sehr gut aufbereitet. Das Team vermittelt einen technisch hoch kompetenten Eindruck.“

 

Die Mbit Solutions GmbH stellte das Preisgeld für den 2. Platz in Höhe von 1.500 Euro zur Verfügung.

 

3. Platz: TouristGage – Open Source Tourist Engagement Playbook

Alex Pinter aus Villach, Carlos Rosario aus Bad Ischl und Thomas Schranz aus Wien haben festgestellt, dass Tourismusverbände zwar über tolle Angebote und eine qualitativ hochwertige Kommunikation darüber auf allen Kanälen verfügen, die Engagement-Rate der Fans mit ein bis zwei Prozent pro Posting allerdings sehr niedrig ist. Das Team entwickelte mit TouristGage daher ein Playbook, das Follower und Fans zum Liken und Teilen animiert und sie auf die eigenen Inhalte umleitet. Die App mit Widgets und einer Toolbox ermöglicht den Tourismusbetrieben, bei den Usern Interessen und Präferenzen abzufragen, Umfragen und Gewinnspiele durchzuführen sowie Kontaktdaten abzufragen. Mit diesen Daten können dann für jeden User personalisierte Angebote generiert werden. Tourismusverbände, Hotellerie, Gastronomie und Veranstalter lernen so ihre Zielgruppen genauer kennen und können passgenauere Informationen liefern. Auch Live-Verlosungen bei Gewinnspielen sind möglich. „Das Tool kann technisch relativ einfach und rasch in bestehende Websites, Social-Media-Kanäle oder Apps integriert werden“, sagt Carlos Rosario.

Begründung der Jury:

„Gute Ansätze, aber die Integration verschiedener Datenquellen könnte mehr herausgearbeitet werden. Gefahren sehen wir in der Kontrolle des usergenerierten Contents. Das Widget wurde optisch ansprechend umgesetzt.“

 

Das Preisgeld von 500 Euro für den 3. Platz stiftete die Summereder Pichler Wächter Rechtsanwälte GmbH.

 

Tourismus der Zukunft

 

„Mit dem Hackathon wird eine Möglichkeit geboten, sowohl für die Datenlieferanten als auch für die Datenverwerter einen maximalen Nutzen zu schaffen. In der Branche kann die Kooperation auch als Beispiel genommen werden, um zu zeigen, wie künftige Zusammenarbeitsmodelle aussehen können“, sagte Markus Roth, UBIT-Fachgruppenobmann in der WKOÖ, bei der Begrüßung.

Markus Roth, Obmann Fachgruppe UBIT, Wirtschaftskammer Oberösterreich ©UBIT /WKOÖ

 

Heinz Gressenbauer, Leiter Marktmanagement und Digitalisierung der Oberösterreich Tourismus GmbH, hob hervor: „Mobilität, Nachhaltigkeit und Tourismus beeinflussen einander. Wie wir sie in Zukunft noch weiter zusammenführen und dafür die Digitalisierung nutzen können, ist eines unserer wichtigsten Handlungsfelder der nächsten Jahre.“

Heinz Gressenbauer, Leiter Marktmanagement und Digitalisierung, Oberösterreich Tourismus GmbH ©Oberösterreich Tourismus

 

Ansprechendes Rahmenprogramm

Bernhard Krabina von Open Commons / IKT Linz hielt am Eröffnungstag einen Impuls-Vortrag zum Thema „Open Data“. Im Impuls-Vortrag von Johannes Auer (Oberösterreich Tourismus GmbH) ging es um Umsetzungen und Potenzial von datengetriebenen Services im Tourismus. Gabriel Gruber vom Building Innovation Cluster bei Business Upper Austria leitete einen Workshop zum Thema „Business Model Canvas“. Außerdem erhielten die Hackathon-Teilnehmer:innen ein Pitch-Coaching, powered by Startrampe, von Johannes Pracher von der Sparkasse Oberösterreich.


Die nächsten Schritte

Die drei Siegerteams haben am 17. März die Gelegenheit, sich beim DEAS Pitching Event einem internationalen Publikum aus Frankreich, Deutschland, Italien, Slowenien und Österreich zu präsentieren, um z. B. Kooperationspartner oder Investoren zu finden. „Gemeinsam mit unseren Netzwerkpartnern bietet Business Upper Austria einen maßgeschneiderten ‚1:1 direct support‘ für den weiteren Businessweg der Hackathon-Gewinner. Dabei geht es beispielsweise um die Fortsetzung der Geschäftsmodellentwicklung oder um Know-how-Aufbau für das Marketing. Wir sind auch beim Suchen und Finden von Entwicklungspartnern oder Investoren behilflich“, beschreibt Robert Stubenrauch, Projektmanager im IT-Cluster, die weiteren Schritte.Robert Stubenrauch, Projektmanager Industrial Data


Die Jury

  • Karl Mitteregger (Jury-Sprecher), Geschäftsführer TTG Tourismus Technologie GmbH, Linz
  • Markus Roth, Wirtschaftskammer OÖ, Obmann Fachgruppe UBIT
  • Martin Böhacker, Geschäftsführer Mbit Solutions GmbH, Hagenberg
  • Katharina Stehrer, Summereder Pichler Wächter Rechtsanwälte GmbH, Leonding
  • Andreas Stöckl, FH Oberösterreich Campus Hagenberg
  • Magdalena Reiter, Leiterin Open Commons Linz / IKT Linz

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Robert Stubenrauch, Projektmanager Industrial Data

DI Dr. Robert Stubenrauch

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