Nachhaltigkeitsbericht: Pflicht ab 2023

Auditorium 3. Nachhaltigkeitsbrunch
Der 3. Nachhaltigkeitsbrunch von CTC, OÖNachrichten und UNICONSULT war gut besucht © Business Upper Austria
Am Podium Silvia Payer-Langthaler (UNICONSULT), Petra Bußwald (akaryon), Franz Jahn (HYPO OÖ), Josef Baumüller (WU Wien), Alexander Wienerroither (HYPO OÖ), Ulrike Rubasch (OÖNachrichten), Michael Friedmann (ICT Impact), Markus Schober (HAI Gruppe), Helmut Grabherr
Silvia Payer-Langthaler (UNICONSULT), Petra Bußwald (akaryon), Franz Jahn (HYPO OÖ), Josef Baumüller (WU Wien), Alexander Wienerroither (HYPO OÖ), Ulrike Rubasch (OÖNachrichten), Michael Friedmann (ICT Impact), Markus Schober (HAI Gruppe), Helmut Grabherr (agromed) © Business Upper Austria

06.10.2021

Ab 1. Jänner 2023 sind Unternehmen ab 250 Mitarbeiter*innen und mit mehr als 50 Mio. Euro Jahresumsatz oder mehr als 53 Mio. Euro Bilanzsumme zu Nachhaltigkeitsberichten verpflichtet. Das betrifft in etwa 1.700 Firmen in Österreich. Was auf die Unternehmen genau zukommt und wie sie damit am besten umgehen, war Thema beim 3. Nachhaltigkeitsbrunch, den der Cleantech-Cluster gemeinsam mit den OÖNachrichten und UNICONSULT veranstaltete.

60 Zuhörer*innen waren am 30. September in die Linzer Promenaden Galerien gekommen und ließen sich von der Brisanz des Themas überzeugen. Schon jetzt verpflichtet das Nachhaltigkeits- und Diversitätsverbesserungsgesetz (NaDiVeG) rund 500, meist börsennotierte, Unternehmen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung. Am 1. Jänner 2023 tritt aber die EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen, die Corporate Sustainability Reporting Directive, in Kraft und weitet den Geltungsbereich deutlich aus. Auch aus dem 2023 in Deutschland in Kraft tretenden Lieferkettengesetz entstehen für österreichische Zulieferer weitreichende Verpflichtungen. In den CSR-Reports müssen Unternehmen über Umweltbelange, Sozial- und Arbeitnehmerbelange, Achtung der Menschenrechte sowie Bekämpfung von Korruption und Bestechung in ihrer Geschäftsgebarung berichten.

Die Zeit drängt

Mag. Josef Baumüller von der Wirtschaftsuniversität Wien rechnet sogar damit, dass bald auch KMU von der Berichtspflicht betroffen sein werden. Und er macht auf den Zeitdruck aufmerksam: „Von europäischen Unternehmen wird immer mehr in puncto Nachhaltigkeits-Transparenz gefordert: seitens Kunden, Geldgeber oder auch NGOs und einer allgemeinen kritischen Öffentlichkeit. Neue Richtlinienvorschläge der EU-Kommission sowie weitere Entwicklungen auf dem Gebiet der Sustainable Finance werden diese Entwicklung noch um ein Vielfaches steigern. Unternehmen sind daher gut beraten, frühzeitig erste Schritte zu setzen, um sich rechtzeitig auf die neuen Anforderungen vorzubereiten.“

Digitales Tool hilft beim Umweltmanagement

DI Petra Bußwald, Gründerin und Geschäftsführerin der akaryon GmbH, stellte das in Österreich entwickelte ESG-Cockpit vor – eine digitale Lösung zum Messen und Managen der Nachhaltigkeitsperformance. Das Tool erfasst, berechnet und verwaltet die NFI- und CSR-Kennzahlen. Bußwald unterstützt Unternehmen hauptsächlich dabei, ihren CO2-Fußabdruck zu managen: „Der CO2-Fußabruck ist ein idealer Einstieg in die Nachhaltigkeitsberichterstattung bzw. in das Umweltmanagement. Außerdem ist er ein global anerkanntes Instrument zur Berichterstattung über Treibhausgasemissionen.“ Denn der CO2-Fußabdruck macht betriebliche Umweltauswirkungen messbar und transparent.

Problem Greenwashing

Wie es Unternehmen gelingen kann, im CSR-Dschungel den Überblick zu behalten, darüber sprachen die UNICONSULT CSR-Beraterin Dr. Silvia Payer-Langthaler und DI Michael Friedmann, Geschäftsführer der ICT Impact GmbH, in ihrem gemeinsamen Vortrag. Dabei sprachen sie das Problem „Greenwashing“ an. „Unternehmen kommunizieren ihre Nachhaltigkeitsleistungen werbewirksam, bleiben aber plausible Belege für ihr Engagement schuldig“, erklärt Langthaler das Problem. Um Greenwashing zu identifizieren, braucht es meist echte Expert*innen. Für Langthaler ist auch klar: Nachhaltigkeit muss in der Unternehmensstrategie verankert sein, eine zusätzliche Nachhaltigkeitsstrategie brauche es nicht. Michael Friedmanns Fazit: „Für die erfolgreiche Implementierung nachhaltiger Geschäftsmodelle und Innovationen braucht es mutigen Unternehmergeist, ein klares strategisches Konzept und die wirksame Verankerung in der Unternehmenskultur.“

Auch KMU genießen den Nutzen

Dass auch ein kleines Unternehmen einen Nutzen aus seiner Nachhaltigkeitsstrategie ziehen kann, zeigte der Futtermittelhersteller agromed Austria GmbH aus Kremsmünster. Das Unternehmen stellt Futter und Futterzusätze aus Holz her und ist damit ein erfolgreiches Beispiel für Biobased Economy aus Oberösterreich. „Beim Kick-off-Workshop zur Erarbeitung eines CSR-Konzepts waren alle unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingebunden“, erzählte CEO DI Helmut Grabherr. Ein Teil der CSR-Strategie bei agromed ist eine Stakeholderanalyse, bei der ein Fragebogen an 174 Personen verschickt wurde. „Als Geschäftsführer ist es meine Verantwortung meinen Mitarbeitern gegenüber, ihnen nicht nur Antworten auf die Fragen zu Klimawandel und Nachhaltigkeit zu geben, sondern durch nachhaltiges Handeln in allen Bereichen Sicherheit zu geben – auch einen sicheren Arbeitsplatz“, betonte Grabherr.

Aluminium als „Recyclingkaiser“

Ein bemerkenswertes Beispiel ist auch die HAI Gruppe. Der Aluminiumhersteller mit 1.800 Beschäftigten an acht Standorten weltweit produziert im Schnitt mit 80 Prozent Recyclingmaterial. „Nachhaltigkeit hat für uns eine lange Tradition und spiegelt sich in unseren zertifizierten Produktionsstätten und der Rückverfolgbarkeit von Rohstoffen wider“, sagt COO DI Dr. Markus Schober, MBA. „Mit dem hohen Recyclinganteil können wir den Energieverbrauch um bis zu 95 % und die CO2-Emissionen um bis zu 80 % verringern.“ Der Schwerpunkt liege auf der weiteren Reduktion des CO2-Fußabdrucks der HAI-Aluminiumprodukte. Die EU importiert derzeit rund 30 Prozent des benötigten Primäraluminiums. Je nach Herkunftsregion kann der CO2-Fußabdruck sehr unterschiedlich ausfallen. Laut Schober beweise sein Unternehmen, dass es auch anders möglich ist: „Aluminium hat sich zu einem Vorzeigewerkstoff in puncto Nachhaltigkeit entwickelt, kann ohne Qualitätseinbußen beliebig oft wiederverwendet werden und das mit nur 5 % der Energie, die für die Erstproduktion benötigt wird.“

Grünes Image als Vorteil bei Banken

Auch bei der Kreditvergabe werden die Geldinstitute künftig vermehrt auf die Nachhaltigkeitsaktivitäten ihrer Kunden achten. „Aktive Nachhaltigkeitsorientierung begünstigt langfristig die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens“, betonten Franz Jahn, MBA und Mag. Alexander Wienerroither von der HYPO OÖ. Der Cleantech-Cluster der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria berät Unternehmen hier beim entsprechenden Business Development.

Professionelle Beratung vom Cleantech-Cluster

Unternehmen, die ihr Nachhaltigkeitsmanagement auf professionelle Beine stellen wollen, finden im Cleantech-Cluster die richtigen Berater*innen. Das Team vermittelt die passenden Partner, entwickelt gemeinsam mit den Firmen Projekte und identifiziert geeignete Förderschienen. Der Cleantech-Cluster (CTC) organisiert außerdem regelmäßig Veranstaltungen zum Thema Nachhaltigkeit sowie verwandten (interdisziplinären) Themen wie beispielsweise Kreislaufwirtschaft. „Auch clusterübergreifend finden wir Expertinnen und Experten zur gemeinsamen Weiterentwicklung der Wertschöpfungskette in Richtung transparenter Energie- und Ressourceneffizienz sowie zur Minimierung der Treibhausgasbelastung“, betont Cleantech-Clustermanager Umwelt DI Christian Maurer.


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