Das Ende der Sprachbarriere: Neue Video-Technologien fördern Integration

Sandor Herramhof, Gründer der joobster GmbH © joobster GmbH
Sandor Herramhof, Gründer der joobster GmbH © joobster GmbH
Christopher Kerschbaumer, Gründer der joobster GmbH © joobster GmbH
Christopher Kerschbaumer, Gründer der joobster GmbH © joobster GmbH

17.03.2021

Dank digitaler Transformation sind Videos zur Mitarbeiterinformation heute rasch und einfach erstellt. Das Problem: Gehörlose und Menschen, die die in den Videos gesprochenen Sprache nicht verstehen, können den Inhalt nicht zur Gänze erfassen. An einer praktikablen Lösung hat das Kooperationsprojekt „Content Annotation für Videos“ gearbeitet. Der IT-Cluster der oö. Standortagentur Business Upper Austria hat das Projekt von Beginn an begleitet.

Die Kooperationspartner joobster GmbH und Moweex GmbH haben gemeinsam mit dem Institut Integriert Studieren der Johannes Kepler Universität Linz den Grundstein dafür gelegt, um einen bestehenden Videostandard um die Aspekte der Barrierefreiheit zu ergänzen und andere Sprachen automatisch via Untertitel in Videos zu integrieren.
 

Kommunikation als Sicherheitsaspekt

Kommunikation ist einer der wichtigsten Eckpfeiler für gelingende Integration. Sprechen Menschen nicht dieselbe Sprache, scheitern oft schon einfache Erklärungsversuche. Gerade in Produktionsstätten, in denen häufig Menschen mit Migrationshintergrund arbeiten, müssen wichtige Arbeitsanweisungen problemlos verstanden werden. Nur so werden Fehler vermieden und Sicherheitslücken geschlossen. Kurze Anweisungsvideos scheiterten bisher häufig an der Mehrsprachigkeit, denn der Einsatz von Untertiteln und akustischen Bildbeschreibungen war bisher mit hohen Kosten sowie Aufwand verbunden und im betriebsinternen Einsatz meist nicht rentabel.
 

Barrierefreie Videos in der Praxis

Die Idee, ein barrierefreies Tool zu entwickeln, kam von joobster. Das junge Unternehmen hatte bereits bei der Gründung vor zwei Jahren die Vision, Videoproduktion so einfach wie möglich zu machen. „Es gibt unzählige Tools für den Videoschnitt, aber keine perfekten Lösungen für Laien. Wir haben uns ständig Gedanken gemacht, wie wir unser Video-Framework noch verbessern und vereinfachen können“, weiß Sandor Herramhof, der gemeinsam mit Christopher Kerschbaumer die joobster GmbH gegründet hat. „Es hört sich einfach an, Untertitel und akustische Bildbeschreibungen zu integrieren, der Prozess dahinter ist aber wahnsinnig komplex. Der gesprochene Text ist das eine, aber es muss auch der Kontext erfasst werden können. Mit dem Projekt können wir es schaffen, mehrsprachige Videos zu implementieren.“
 

Frei wählbare Sprache

Produktionsfirmen könnten dann etwa für bestimmte Prozesse einzelne Szenen über das Smartphone aufnehmen oder einen Screen abfilmen und über das joobster-System zusammenfügen und anpassen. Dann würde im nächsten Schritt alles, was gesprochen wird, in jeder Sprache automatisiert übertragen werden. Mit an den Maschinen angebrachten QR-Codes für die Videos kann jeder ganz einfach die gewünschte Sprache auswählen. „Wir greifen für die Speech-to-Text-Übersetzung auf Cloudanbieter zurück. Diese Übersetzungen werden in unser System geladen und analysiert“, erklärt Herramhof.
 

Ideen mit Mehrwert

Momentan beschäftigen sich die Projektpartner noch auf einer sehr wissenschaftlichen Ebene und stützen sich auf Grundlagenforschung. Bis zur perfekten Lösung wird es noch Jahre dauern, denn Content Annotation ist aktuell auch für große Unternehmen wie Facebook und Google eine Herausforderung. Herramhof ist noch lange nicht am Ziel: „Wir denken bereits an Folgeprojekte, denn die Zusammenarbeit war bisher schon absolut zufriedenstellend. Forschung & Entwicklung in dieser Dimension zu stemmen, ist für ein kleines Unternehmen wie uns quasi unmöglich. Daher sind wir sehr dankbar für die Unterstützung durch die JKU.“  Die joobster GmbH will künftig noch stärker in die Bereiche Künstliche Intelligenz und Bildverarbeitung gehen.
 

Professionelle Beratung

„Auch von der Unterstützung durch den IT-Cluster waren wir begeistert. Vom Erstgespräch über die Abwicklung bis hin zum Endbericht und der Nachbetreuung hat alles perfekt funktioniert. Diese Zusammenarbeit möchte ich gerne hervorheben, denn diese regionale Bündelung von Know-how ist nötig, um sich am internationalen Markt zu positionieren“, betont der joobster-Gründer. Zufrieden ist auch Wolfgang Traunmüller, Projektmanager im IT-Cluster der oö. Standortagentur Business Upper Austria: „Wir sind stolz darauf, dass in unserem Kooperationsnetzwerk und generell in Oberösterreich so innovative Projekte entstehen. Ohne die Förderung des Landes Oberösterreich würden viele Ideen nie realisiert werden. Teil unserer Arbeit ist es, diesen Ideen durch unsere Beratung auf die Sprünge zu helfen und bei Bedarf passende Projektpartner aus unserem Netzwerk einzubinden. So unterstützen wir die Unternehmen, damit deren Ideen auch umgesetzt werden können.“
 

Dieses Projekt wird aus Mitteln der oö. Wirtschafts- und Forschungsstrategie #upperVISION2030 vom Land OÖ gefördert.Logo #upperVISION2030